Veröffentlicht am: 21. Dezember 2023

Wie lang ist eigentlich eine Sekunde? U13 Landesmeisterschaften im „5 on 5 Indoor Flag Football“

Redaktion
Bericht: Stuttgart Scorpions
Foto: Stuttgart Scorpions

Nachdem beide Mannschaften im Halbfinale gegen die Herrenberg Raptors bzw. die Freiburg Sacritans mit souveränen Siegen ihre Hausaufgaben gemacht hatten, trafen im Finale die alten Rivalen Reutlingen Eagles und die Gastgeber der Finalspiele, die Stuttgart Scorpions, aufeinander. Beide Mannschaften hatten schon das Saisonfinale der U13 Landesmeisterschaften im „9 on 9 Flag Football“ (Outdoor) bestritten, damals mit dem besseren Ende und dem Titelgewinn für die Scorpions.

Das Indoor-Finale begannen die nach dem Coin Toss zuerst im Angriff spielenden Eagles sehr konzentriert und schlossen ihren ersten Drive mit einem Touchdown zur 6:0 Führung ab. Der Extrapunkt wurde nicht gewonnen. Die Scorpions reagierten routiniert und beendeten auch ihren ersten Drive mit dem zweiten Passversuch in die Endzone zum 6:6 Ausgleich. Auch hier konnte der Extrapunkt nicht erspielt werden. Die erste Halbzeit blieb ausgeglichen und endete nach einem weiteren Touchdown auf jeder Seite mit 12:12.

Nach dem Seitenwechsel wurde das schon hochklassige Finale dann dramatisch.

Zuerst spielten die Scorpions groß auf und sorgten mit zwei weiteren Touchdowns für die vermeintliche Vorentscheidung zum 24:12. Die Eagles steckten jedoch nicht auf und kamen noch einmal mit einem Touchdown zum 18:24 heran. Dabei half den Eagles auch ein kurioses Play: Die Scorpions spielten einen langen Passspielzug, aber der anvisierte Receiver verfehlte in Bedrängnis den Fang. Der Football prallte jedoch auf seinen Fuß, berührte somit nicht den Boden und konnte so durch die Eagles zu einer Interception „gefangen“ werden.

Jetzt schien bei den Scorpions doch ein Zittern und die sprichwörtliche Angst vor dem großen Sieg einzusetzen: Ihr Drive wurde mit einem Safety in der Endzone gestoppt und der Spielstand durch die Eagles auf 20:24 verkürzt. Damit bot sich den Eagles die Chance auf den Gewinn der Landesmeisterschaft im nächsten Drive. Es waren nur noch zwei Minuten Spielzeit übrig.

Die Defense der Scorpions war jedoch hochaufmerksam und mit einem Sack des Quarterbacks im vierten Versuch der Eagles schien das Spiel entschieden. Aber auch die Defense der Eagles gab noch nicht auf und setzte die Offense der Scorpions und ihren Quarterback wie schon im letzten Drive massiv unter Druck und forcierte dadurch tatsächlich noch eine Interception nach einem abgefälschten Pass.

Mit nur sechs verbleibenden Spielsekunden hatten die Eagles dann erneut vierten Versuch kurz vor der Endzone der Scorpions … und dieses Mal klappte es: Der Quarterback fand seinen Receiver und die Eagles drehten das Ergebnis von 20:24 auf 26:24. Die Scorpions sahen sich ungläubig und entgeistert an. In der Teamzone der Eagles brach grenzenloser Jubel aus. Trainer und Defense-Spieler rannten auf das Spielfeld.

Dann die große Überraschung, die Spielzeit war noch nicht zu Ende, es war noch 1 Sekunde auf der Game Clock. Beim PAT (Zusatzpunkt nach dem Touchdown) läuft die Uhr nicht weiter, weshalb dann die Scorpions nochmals den Ball erhalten haben.

Eine allerletzte Chance für die Scorpions, direkt vor der eigenen Endzone startend doch noch einmal in die Endzone der Eagles zu kommen und das Spielergebnis noch einmal zu drehen. Die Coaches schickten ihr „Heavy Pack“ auf das Feld. Ihre beste Formation inklusive der drei schnellsten Receiver. Der Spielzug war allen, also den Scorpions aber auch den Reutlinger Gegnern klar: Snap, die Receiver sprinten Richtung Endzone, der Quarterback muss ein paar wertvolle Sekunden gegen den blitzenden Defense-Spieler gewinnen und den Ball dann einfach Richtung Endzone werfen. Genau so lief der Spielzug dann ab.

Aber einfach war er nicht. Denn nicht planen konnte man, ob der Ball gefangen wird und durch wen. Der Wurf kam und er war weit genug. Der Receiver der Scorpions, aber auch der Safety der Eagles, sprangen kurz vor der Endzone in den Wurf. Beide bekamen die Hände an den Football und fielen in die Endzone. Bange Momente. Dann stand zuerst der Receiver der Scorpions auf … und er hatte den Ball in seinen Händen! Die Arme der Schiedsrichter gingen in die Höhe! Touchdown!! 30:26 für die Scorpions! Die Halle bebte unter dem Jubel von Spielern, Trainern und Anhängern (Spielereltern) der Scorpions. In buchstäblich allerletzter Sekunde hatten die Scorpions die Landesmeisterschaft gewonnen und sich damit für die fast ebenso knappe Niederlage ihrer U15 im Landesmeisterschaftsfinale im Frühjahr gegen die Eagles revanchiert.

Trainer und Spieler bildeten eine riesige Jubeltraube auf dem Spielfeld und tanzten ausgelassen durch die Halle … auch hier unterstützt durch den jüngeren Jahrgang der Scorpions, der den Finaleinzug bei Punktgleichheit der Zweitplatzierten in den Quali-Staffeln denkbar knapp verpasst hatte, aber die Älteren am Finalspieltag lautstark von den Rängen unterstützt hatte. Ebenso wie einige U16-Spieler und der gerade auf Heimaturlaub befindliche Coach Matti, der die U13 letztes Jahr trainiert hatte und seit diesem Sommer an einem College in den USA spielt.

Die angereiste große Fangemeinde der Eagles feierte ihre Spieler, bei denen einige ob der dramatischen Niederlage mit tränenüberströmten Gesichtern auf dem Platz standen, vor und bei der Siegerehrung euphorisch. Auch die Scorpions-Seite zollte der großen Leistung der Eagles gebührenden Respekt und skandierte „Eagles“-Rufe bei Übergabe der Silbermedaillen. Völlig erschöpft, körperlich und wahrscheinlich auch geistig, nahmen anschließend Spieler und Trainer der Scorpions ihre Goldmedaillen und den Meisterpokal in Empfang und fanden sich als Mannschaft, einzeln und in unterschiedlichen Konstellationen zu den obligatorischen Meisterfotos zusammen. Die zahlreichen Tränen der Eagles-Spieler werden ebenso schnell trocknen, wie der Jubel der Scorpions-Spieler verklingen wird. Denn im Frühjahr steht bereits das nächste Duell der beiden – nicht erst seit heute – Erzrivalen an, bei den U15 Indoor-Landesmeisterschaften.

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